Sr. Mechthild

Ich wuchs in einer gläubigen, katholischen Familie auf und hatte mit 12 Jahren das erste Mal den Gedanken Ordensfrau zu werden.

 

Nachdem ich mich in der Pubertät von der Kirche abgewandt hatte und schließlich durch die Firmung wieder zur Kirche gefunden hatte, fühlte ich mit 17 Jahren sehr deutlich den Ruf Jesu ihm im Ordensleben nachzufolgen.

 

Aber ich fühlte mich zu jung und wollte vorher noch einiges erleben und schob so eine Antwort auf diesen Ruf in die Zukunft. Zudem ging ich zwar wieder in die Kirche, hatte aber doch meine Zweifel, ob es sich lohnt sein ganzes Leben in dieser Kirche, wie wir sie immer wieder erleben, einzusetzen.           

 

Wieder fünf Jahre später, als ich 22 Jahre alt war, hatte ich die große Gnade während meines Mathematik-Studiums ein Auslandssemester in Neuseeland verbringen zu dürfen. Dort erlebte ich Kirche ganz anders als in Deutschland: jung, dynamisch, begeisternd, offen und einfach. Davon angesteckt intensivierte sich mein Glaubensleben. Ich begann täglich die heilige Messe zu besuchen, oft zu beichten und las so viel in der Bibel – auf englisch und deutsch – dass mein englischer Wortschatz von biblischen Begriffen durchdrungen war. Auch habe ich in dieser Zeit viel gebetet und gefastet. Und dann kam wieder der Anruf Gottes, noch deutlicher und dringender als zuvor: Warum willst du keine Ordensschwester werden? Immer wieder und wirklich deutlich stellte sich mir diese Frage und nach einer recht kurzen Zeit des Betens und Fastens stand meine Antwort fest: „Ja, ich will Ordensschwester werden.“ Endlich konnte ich auch innerlich „Ja“ sagen zu diesem Ruf, den ich schon länger verspürte. Doch meine große Frage war nun: „Wie wird man denn Ordensfrau? Und wo, in welchem Orden, in welchem Kloster ist mein Platz?“

               

Zurück in Deutschland merkte ich sehr schnell, dass mir Neuseeland zwar viel besser gefiel, dass ich aber hier viel dringender gebraucht werde und dass Gott mich hier, in Deutschland, haben möchte. Kurz vor meinem Auslandssemester hatte ich in einem Vortrag von P. Hans Buob einen Satz aufgeschnappt, der mir nun Wegweiser war. P. Buob sagte sinngemäß, dass Gott in der Regel nicht dazu beruft eine Ausbildung oder ein Studium abzubrechen, sondern möchte, dass wir das erst fertig machen und dann seinem Ruf folgen, der in dieser Wartezeit in uns geprüft wird und wächst. Somit war mir also klar, dass ich mein Studium abschließen würde und bat Gott mir dann nach dem Studium zu zeigen, wo er mich haben wolle.

 

Gegen Ende meines Studiums, welches ich 2009 erfolgreich mit dem Diplom abschloss, begann ich mich über Orden und Klöster zu informieren. Als Kind unserer Zeit, nutzte ich das Internet dafür und musste feststellen, dass es sehr viele Orden und unzählige Klöster gibt. Schnell war mir klar, dass ich mir unmöglich alle diese Klöster und Konvente anschauen könnte um herauszufinden wo Gott mich haben wollte, denn ich würde mit dem Anschauen wohl kaum vor meinem 80-ten Lebensjahr fertig werden und dann wäre es für einen Eintritt etwas zu spät. Also beschloss ich statt Klöster anzuschauen weiter um Weisung und Führung zu beten.

               

Der Dominikanerorden zog mein Interesse auf sich. Zu einen hatte ich in Neuseeland Dominikaner kennen und schätzen gelernt und zum anderen faszinierte mich die dominikanische Spiritualität: Der missionarische Eifer auf der einen Seite und die tiefe Verbundenheit mit Gott im Gebet auf der anderen Seite. Die Wahrheit erkennen, betrachten und verkünden.                

 

Doch auch Dominikanerinnen gibt es viele in Deutschland. So kam ich noch nicht so recht weiter. Schließlich sprach ich in der Beichte mit einem Priester darüber und er riet mir dringend, mich um einen geistlichen Begleiter zu bemühen. Obwohl ich dies schon mehrfach versucht hatte, allerdings ohne Erfolg, startet ich nun also einen neuen Versuch und fand dank Gottes Gnade tatsächlich eine Schwester, die bereit und in der Lage war mich zu begleiten, zu der ich Vertrauen fassen konnte und bei der ich das Gefühl hatte, dass sie mich nicht für ihren eigenen Orden gewinnen wollte, sondern wirklich offen war.

 

Sie stellte mir vier Fragen, die ich dann nach und nach schriftlich beantwortete und jeweils in Gesprächen mit ihr durchsprach. Diese vier Fragen und die gemeinsame Besprechung und Reflexion der Fragen haben mir geholfen klar zu sehen und zu erkennen, welchen Platz Gott für mich bereitet. Am Ende sah ich Gottes Führung so deutlich und klar vor mir, dass ich merkte, wenn ich zu dem Weg, den ich nun erkannte, „Nein“ sagen würde, dann müsste ich auch sagen „Ich glaube nicht an Gott.“

 

Ich sagte schließlich ja, obwohl mir klar war und Jesus mir dies auch deutlich zu verstehen gab, dass es kein einfacher Weg ist. Aber es ist Sein Weg für mich. Und ich vertraue Ihm.

 

Nach inzwischen fünf Jahren im Kloster, kann ich bestätigen, dass Jesus recht hatte: Es ist kein einfacher Weg, aber der Weg, der mich glücklich und zufrieden macht, weil ich ganz Jesus gehöre und ER mir.